Hansestadt Stralsund
Die Geschichte von Stralsund
Stralsund wurde nach den heutigen Aufzeichnungen im Jahr 1234 als kleine Kaufmannssiedlung nahe des Fischerdorfs Stralow gegründet. Nach nur fünfzehn Jahren erreichte die Kleinstadt eine so große Macht, dass die unweit entfernt lebenden Lübecker die immer größer werdende Konkurrenz erkannten und über die Stadt herfielen, die ursprünglich aus Holz erbaut worden war – sie zerstörten sie fast vollständig.
Um Angriffe besser abwehren zu können, begann man im Jahre 1256 mit dem Bau der Stadtmauer, zeitgleich entstanden auch größere Stadtteiche. Stralsund wurde damit eine Art gut geschützte Wasserburg. Nur einige Jahre später, nämlich 1271, wurde jedoch ein weiteres Mal ein großer Teil der Stadt zerstört, diesmal durch einen Großbrand. Für den Wiederaufbau verwendeten die Bürger vor allem rote Backsteine – diese prägen auch heute noch das Bild der Innenstadt von Stralsund.
Die auch heute noch bestehende Nikolaikirche, eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt, wurde im Jahre 1276 das erste Mal urkundlich erwähnt. Zur gleichen Zeit wuchs die Altstadt in einem unglaublichen Ausmaß an und auch die Neustadt mit dem Umland wurde immer stärker besiedelt. Die Neustadt war eine parallel zu Stralsund gegründete Siedlung, der man jedoch schnell wieder die Stadtrechte entzog.
1289 begann man mit dem Bau der imposanten Marienkirche, was ein stärkeres Zusammenwachsen der Neu- und Altstadt zur Folge hatte – Stralsund war durch diesen Zusammenschluss noch größer geworden.
Die Stadt besiegelte aus wirtschaftlichem Interesse gemeinsam mit Rostock, Lübeck, Wismar und Greifswald im Jahr 1293 den Bund der Hanse. In dieser Zeit entwickelte sich das einst so kleine Fischerstädtchen zu einer beachtlichen Großmacht – in Spitzenzeiten segelten mehr als 300 Schiffe unter der Flagge Stralsunds. Die Kaufleute der Stadt betrieben erfolgreich Handel in Westeuropa sowie Skandinavien und Russland. Während dieser Phase entstanden viele der auch heute noch existierenden Giebelhäuser, die sowohl als Speicher als auch als Wohnhaus dienten.
Kriege und Angriffe waren jedoch auch weiterhin keine Ausnahme: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts besiegten die Stralsunder den dänischen König Erik Menved, welcher die Stadt mit aller Macht beherrschen wollte, jedoch vergebens. Auch andere Feldherren hatten Interesse an der erfolgreichen Handelsstadt: 1628 belagerte Albrecht von Wallenstein mit seinen großen Truppen über mehrere Monate hinweg die Stadt. Diese jedoch rief schwedische Truppen zu Hilfe, um den Angriff zu verhindern, was auch gelang. Als der Feldherr am 24. Juli kapitulierte, riefen ihm die Stralsunder vom Kirchturm ein Spottlied hinterher. Bis heute hat dieses historische Ereignis Bestand: In jedem Jahr veranstaltet Stralsund das Hohnblasen, an dem man diesen denkwürdigen Tag gedachte.
Im Jahr 1628 unterzeichnete Stralsund den Allianzvertrag mit Schweden – die sogenannte Schwedenzeit begann. Als man 1658 den Westfälischen Frieden schloss, zählte Stralsund mit dem restlichen Teil Vorpommerns zu Schweden. Die Schwedenzeit dauerte fast 200 Jahre an und endete 1815, als Schweden Vorpommern auf dem Wiener Kongress an Preußen abtrat. Die 200 Jahre zuvor waren von zahlreichen Kriegen und Eroberungskämpfen geprägt gewesen. Da die Allianz mit Schweden bestand, integrierte man Stralsund auch in zahlreiche Kämpfe im gesamten Ostseeraum.
Der Beginn der Preußenzeit hatte auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt kaum Einfluss. Im Jahr 1863 stellte man allerdings die neue Eisenbahnstrecke von Berlin über Prenzlau nach Stralsund fertig, was ihr jedoch einen gewaltigen Aufschub verschaffte. Die damals fortschreitende Industrialisierung zog dennoch gewissermaßen an Stralsund vorbei, jedoch florierte der Handel sehr. Hotels, Kaufhäuser und Banken entstanden reihenweise und Stralsund wuchs mehr und mehr.
Im Jahr 1873 hoben die Preußen mit einem Umbau den Festungscharakter der Stadt auf und begannen damit, die Befestigungsanlagen und die Stadtmauer etwas zu „entschärfen“. Leider betraf dies auch die prachtvollen Stadttore: Von den damaligen elf Stadttoren existieren heute nur noch zwei, die aber zumindest noch sehr gut erhalten geblieben sind: Das Kniepertor und das Kütertor. Zwar überlebte das Semlower Tor die Preußenzeit, allerdings fiel es später dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
Heute ist Stralsund mit einer Einwohnerzahl von 60.000 eine der schönsten und größten Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Zahlreiche Reisende aus ganz Europa besuchen die Hansestadt jedes Jahr und lassen sich von den vielen historischen Zeitzeugen aus der bewegten Vergangenheit der Stadt beeindrucken.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten Stralsunds
Rathaus
Das Rathaus von Stralsund gilt zu Recht als eines der beeindruckendsten Bauwerke in Norddeutschland: Es zeigt die ganze Schönheit der typisch norddeutschen Backsteingotik. Errichtet nach dem verheerenden Stadtbrand von 1271 war es nicht nur Kaufhaus, sondern auch Gerichtsaal und Ratssitz. Zudem nutzte man den Gewölbekeller als Tuchhalle, während sich im Erdgeschoss zahlreiche Verkaufsbuden befanden. Sehenswert sind auch heute noch die Achtmannskammer sowie der prächtige Löwensche Saal im Gebäude.
Stadtmauer
Die heute noch existierenden 2 km der einst viel längeren Stadtmauer sind die Überreste aus der Zeit, in der Stralsund sich gegen Angriffe verschiedener europäischer Mächte wehren musste. Ursprünglich schützte man die Stadt durch einen Palisadenzaun aus Holz, allerdings hielt dieser dem Überfall der Lübecker im Jahr 1259 nicht stand – und so baute man eine Mauer aus Backstein. Noch heute lassen sich einige Bastionen und Teile der die Innenmauer verstärkenden Außenmauer besichtigen.
Zoo Stralsund
Im Stadtwald, der grünen Lunge Stralsunds, lockt der Stralsunder Zoo mit zahlreichen Tierarten aus aller Welt. Neben vielen Kleintieren können Groß und Klein auch Schimpansen, weiße Esel, Löwen und Kängurus betrachten. Kinder freuen sich über einen schönen Spielplatz, während die erwachsenen Besucher einen Spaziergang über die Landwirtschaftsausstellung mit zahlreichen alten Geräten und Maschinen machen können.
Sundpromenade
Auf der mondänen Sundpromenade heißt es: Sehen und gesehen werden! Am schönsten ist es, vom Nassen Dreieck bis hin zur Schwedenschanze zu spazieren und dabei den herrlichen Ausblick auf das Wasser zu genießen. Zahlreiche Cafés und Restaurants säumen den Weg und sorgen für angenehme Stunden bei schönem Wetter.
Gorch Fock
Die berühmte Gorch Fock I ist eines der bekanntesten Segelschiffe Europas – allerdings nicht zu verwechseln mit dem Segelschulschiff Gorch Fock, die erst 25 Jahre später gebaut worden ist und heute für die Deutsche Marine im Dienst ist.
Die Gorch Fock I wurde nach lediglich 100 Tagen Bauphase in der Hamburger Werft Blohm + Voss am 3. Mai 1933 vom Stapel gelassen. Heute hat das mächtige Segelschiff seinen Heimathafen in Stralsund und ist eines der letzten Überbleibsel aus der Ära der Großsegler. Natürlich können Besucher das beeindruckende Schiff besichtigen: Die Offiziersmesse, die Unterkünfte, der Kartenraum und das Kapitänssalon sind für die Öffentlichkeit zugänglich und in jedem Fall ein Highlight während eines Besuchs in Stralsund. Das zugehörige Bordmuseum informiert zudem über die Geschichte des Schiffes.
Störtebeker Braumanufaktur
Die Hansestadt Stralsund ist seit vielen Jahrhunderten untrennbar mit dem Brauhandwerk verbunden. Im Jahr 1594 existieren bereits 171 Brauhäuser in der Stadt, von denen ein Großteil Starkbier für den Export über den Seeweg produzierte. Die Störtebeker Braumanufaktur wurde im Jahr 1827 gegründet, seitdem braute man an diesem Standort Bier in höchster Qualität. Heute ist die Braumanufaktur ein Symbol für Norddeutschland, exzellente Braukunst und natürlich einzigartig in ihrer Form. Ein Besuch in der Brauerei ist sehr interessant – nicht nur für Bierliebhaber! Gäste erfahren viel über die Vergangenheit und Gegenwart des Brauwesens in der Stadt und können zudem an einem geführten Rundgang durch das Sudhaus und dem Kühlschiff teilnehmen.
Wer möchte, genießt anschließend eine kleine Bierverkostung.
Marienkirche
Die Marienkirche wurde im Jahr 1298 erstmals in der Geschichte Stralsunds erwähnt. Etwa 100 Jahre später stürzte jedoch ihr ursprünglicher Turm aufgrund schlecht befestigten Untergrundes ein und zerstörte fast das ganze Kirchenschiff mit. Man begann jedoch direkt mit dem Wiederaufbau, diesmal auf dem Fundament eines 14 m tiefen Eichenrosts.
Abgeschlossen wurde der Turmbau im Jahr 1464, anschließend entstand das spitz zulaufende Turmdach, welches im Jahr 1478 fertiggestellt wurde. Durch einen Blitzschlag wurde die Turmspitze 1647 völlig zerstört. Der bis heute existierende prächtige barocke Helm der Kirche wurde schließlich ab 1708 errichtet. In einer Höhe von 104 m ragt er über die Stadt auf und ist daher schon von Weitem gut erkennbar.
Nikolaikirche
Die Nikolaikirche befindet sich am Alten Markt und wurde nach dem Heiligen Nicolaus benannt, einem Schutzpatron der Seefahrer. Zusammen mit dem Rathaus bildet das Bauwerk eine einzigartige architektonische Einheit. Mit ihren Ursprüngen, die bis auf 1276 zurückgehen, ist sie die älteste der Pfarrkirchen in Stralsund. Da sie sich direkt am Rathaus befindet, war die Kirche schon damals das wichtigste Gotteshaus der Hansestadt, in dem man Gesetze verabschiedete sowie Handelsreisenden und Seefahrern viel Glück für ihre langen Reisen wünschte. Im Laufe der Reformationszeit wurde zwar einiges in der Kirche zerstört, vieles blieb jedoch auch erhalten oder wurde von besonnenen Bürgern gerettet. Dazu gehören zum Beispiel der kostbare Bergenfahreralter, die Astronomische Uhr oder auch das Nowgorodfahrergestühl.